Posts Tagged ‘Titus Müller’

Paradies für Leseratten

24. März 2010

Auch wenn die Buchmesse schon wieder vorbei ist, möchte ich Euch noch davon berichten. Am Donnerstag habe ich mir vor allem die Stände angesehen.

Um 15.00 Uhr nahm ich dann am Workshop „Geocatching – die moderne Schnitzeljagd per GPS“ mit Markus Gründel dem Autor des Buches „Geocatching“ teil. Ich dachte, so lerne ich auch gleich noch die Buchmesse besser kennen. Da die GPS-Geräte nur funktionieren, wenn man freie „Sicht“ zu den Satelliten hat, ging es jedoch nicht durch die Hallen, sondern über das Außengelände. Interessant war es trotzdem. Die Koordinaten waren zum Glück schon eingegeben, so dass man nur den Anweisungen des GPS‘ folgen musste. Es waren mehrere Stationen mit originellen Verstecken. Bei jeder Station musste man Codeschnipsel finden. Kurze Umschreibungen gaben Hinweise, wo man suchen musste. Zum Beispiel befand sich der Code zu „Großmutter auf Abwegen“ in einer magnetischen großen Mutter mit Schraube, die an einer Metalltreppe befestigt war. Die verschiedenen Codes, die nur eine Auswahl der häufig von Geocatchern benutzten darstellten, konnte man mit Hilfe des Buches des Autors schnell dekodieren. Zum Schluss wurden sie zusammengesetzt, um den Hinweis auf den Schatz zu finden. Ich habe einen Eindruck gewonnen, wie originell und kreativ, aber auch Zeit aufwendig Geocatching sein kann.

Am Abend besuchte ich dann die Lesung von Titus Müller zu „Die Jesuitin von Lissabon“. Ein passendes Ambiente bot der Renaissancesaal des Alten Rathauses. Zu diesem stellte der Autor gleich einen Bezug her, indem er auf das Gemälde des Bürgermeisters hinwies, der zur Zeit des Lissaboner Erdbebens amtierte. Leider hatte der zuvor lesende Autor ein bisschen überzogen und Titus Müller wollte wohl noch warten bis er fertig signiert hatte, so dass es erst eine Viertelstunde später los ging. In einer Dreiviertel Stunde hörte ich dann 4 mit Begeisterung vorgetragene Auszüge aus dem Buch, die durch Bemerkungen des Autors miteinander verbunden wurden. Dabei erzählte er sowohl von sich selbst, als auch von den Hintergründen des Romans. So erfuhr man z. B., dass das Wort „Kadavergehorsam“ von den Jesuiten stammt. Im vierten Schwur des inneren Zirkels, in dem sie dem Papst absoluten Gehorsam schworen, hieß es, dass sie sich von ihm führen lassen, wie ein toter Körper. In nicht ganz so schlimmer Verfassung fand ich den Anweisungen einer anderen Autorität, Fahrplan genannt, folgend den Weg in mein Bett.

Wissen ist Macht

15. März 2010

Müller, Titus:
Die Jesuitin von Lissabon : historischer Roman. – Berlin : Rütten & Loening, 2010. – 453 S.
ISBN 978-3-352-00782-8

Ein Sturm peitscht das Meer. Hilflos ist das Schiff den Wellen ausgesetzt. Antero Moreira de Mendonca hat Todesangst. Der Schmuggler will noch nicht sterben. Gott erhört sein Flehen. Doch kaum ist Antero dem Sturm entronnen und in Lissabon angekommen, da wird es von einem Erdbeben zerstört. Die Jesuiten, allen voran Anteros ehemaliger Meister Malagrida, schreiben die Ursache dem Zorn Gottes zu. Der Naturforscher Antero sieht seine Chance gekommen sich an dem skruppellosen Malagrida zu rächen. Doch dieser ist mit allen Wassern gewaschen. Überall hat er Spione. Auch Anteros Geliebte Leonore ist eine von ihnen. Sie ist angezogen von der Macht der Jesuiten. Antero faszinierte deren umfangreiches Wissen. Aber unbedingter Gehorsam und unstillbarer Wissensdurst erwiesen sich als unvereinbar. Durchdrungen vom Geist der Aufklärung möchte Antero die Welt erforschen. Ganz anders der Machtmensch Malagrida, der sie beherrschen will. Er tut alles dafür, wartet aber vergebens darauf, dass Gott zu ihm spricht und einen zweiten Mose aus ihm macht. Eindimensionale Menschen gibt es in dem Roman nicht. Schon zu Beginn begegnet dem Leser kein kühner Held, sondern ein den Naturgewalten hilflos ausgelieferter Mensch, der nichts weniger hat als eine weiße Weste. Den Elementen kann er zwar nichts entgegensetzen, aber seinem Widersacher. Beide kennen sich gut, können die Reaktionen des anderen voraus ahnen und beziehen diese in ihre eigene Taktik gekonnt ein. Ein cleverer und spannender Kampf mit einigen unerwarteten Wendungen entspinnt sich.

An den historischen Hintergründen Interessierte können sich über umfangreiches Zusatzmaterial freuen. Man findet Worterklärungen, Aussprachetipps für die portugiesischen Namen und Informationen zu den schon im Roman differenziert gezeichneten Jesuiten, dem Erdbeben, und dem Portugal des 18. Jahrhunderts. Den Schluss bildet ein Interview mit dem sympathisch wirkenden Autor zum Schreiben allgemein und zur „Jesuitin von Lissabon“ im Besonderen. Interessant wäre noch zu wissen, von wem er dazu befragt wurde.

Herzlichen Dank an Rütten & Loening, einer Marke des Aufbau-Verlages, für diesen interessanten historischen Roman von Titus Müller, der neben Publizistik und neuer deutscher Literatur mittelalterliche Geschichte studiert hat und vor den Augen des Lesers, ein vielschichtiges Bild des vom Erdbeben – nicht nur physisch – erschütterten Lissabons der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstehen lässt.

4/5

Buchtrailer zu Titus Müllers Roman „Die Jesuitin von Lissabon“

14. März 2010

Freude über Freude

9. März 2010

Letztes Wochenende ist mein erstes Rezensionsexemplar bei mir eingetrudelt. *freu*
Ein großes Dankeschön an den Aufbau-Verlag für Titus Müller: Die Jesuitin von Lissabon!

Klappentext:

Lissabon, 1755. Die Jesuiten halten Portugal in ihrem Bann. Doch ein apokalyptisches Erdbeben erschüttert ihre Macht. Ein Mann kann den grausamen Orden vernichten, aber seine Geliebte ist – die Jesuitin. Die packende Geschichte über eine gefährliche Liebe und eine Naturkatastrophe, die die Welt veränderte.

Übrigens wird Titus Müller zur Buchmesse in Leipzig am 18. März 2010 um 20:00 Uhr in der RenaissanceStube des Altes Rathauses daraus vorlesen.

Die Todgeweihte

23. Januar 2010


Müller, Titus:
Die Todgeweihte : Roman. – Berlin : Aufbau Taschenbuch-Verl., 2005. – 377 S. : Kt.
ISBN 3-7466-2180-1

Die Jüdin Saphira ist in Tam, den Sohn des Bürgermeisters von Basel verliebt, doch sie erwartet ein Kind von seinem besten Freund Christian.
Der Bürgermeister hat große Schulden bei den Juden, vor allem bei Saphiras Vater. Um diese nicht begleichen zu müssen, wiegelt er gekonnt das Volk gegen die Juden auf. Als ihr Vater beim Ausbruch der „Volksempörung“ stirbt, gelingt es Saphira nur durch die Hilfe der zwei Männer, die sie lieben, samt Schuldscheinen zu fliehen.

Man erfährt nicht nur woher der Begriff „bankrott“ kommt, sondern lernt auch die Protagonisten gut kennen. Sie sind besonders sorgfältig gezeichnet mit all ihre Stärken und Schwächen: Saphira, die sich in zwei Männer verliebt. Der großherzige Tam, der, wenn er in Wut gerät, nicht aufzuhalten ist. Christian, der Schürzenjäger, der sich verliebt, aber doch nicht von anderen Frauen lassen kann. Und nicht zuletzt der engstirnige, aber auch gerissene Bürgermeister, der seine Gewissensbisse geschickt zu unterdrücken weiß.
Sie alle machen diesen Roman zu einer spanenden Reise ins Basel des 14. Jahrhunderts.

4/5

Furchterregende Drohung und interessante Rechtfertigung

21. Januar 2010

„Verschwinde, und kein Wort zu den Eltern, oder ich spucke dir von heute an den Rest deines Lebens ins Essen!“
S. 40

„[…] Ich habe das Mädchen doch nur geküßt, nein, ich habe sie nicht geküßt, sie hat mich geküßt, und ich habe ihr dabei nur zugehört.“
S. 248

Aus
Müller, Titus:
Die Todgeweihte : Roman. – Berlin : Aufbau Taschenbuch-Verl., 2005. – 377 S. : Kt.
ISBN 3-7466-2180-1