Gavalda, Anna:
Alles Glück kommt nie : Roman / Aus dem Frz. von Ina Kronberger. – München : Hanser, 2008. – 604 S.
Originaltitel: La Consolante
ISBN 978-3-446-23057-6
„Anouk ist tot.“ Diese drei Worte werfen den renommierten Architekten Charles Balanda aus der Bahn. Die Mutter seines ehemaligen besten Freundes Alexis, seine große Liebe, die Frau, die er im Stich gelassen hat, sie ist tot. Er beginnt sich zu erinnern, an sie, an seine Kindheit, all seine Entscheidungen. Man erfährt, wie sein Leben so werden konnte, wie es jetzt ist. Oft genug zögernd aber dennoch Schritt für Schritt stellt Charles sich seiner Vergangenheit. Dabei geht er eher unbewusst vor. Alles ist relativ unstrukturiert. Es gibt vielen Aufzählungen. Sie fassen das eben Gelesene zusammen und erzählen doch noch mehr, indem sie eine weitere Sichtweise hinzufügen. Nicht das es nicht schon genug gäbe. Ständig wechseln die Perspektiven. Teilweise von Absatz zu Absatz. Was gerade noch bewundernswert schien, ist im nächsten Moment bemitleidenswert. Das entwirft zwar ein differenziertes Bild, aber vor allem am Anfang muss man sich erstmal in die Perspektivwechsel eindenken. Man fragt sich, was will Balanda damit sagen und merkt, dass er es selbst noch nicht weiß. Zwischen diversen Rückblenden kehrt er immer mal wieder in die Gegenwart zurück, arbeitet, denkt über sein Privatleben nach, arbeitet. Genervt dachte ich: Er hatte vielleicht eine interessante Kindheit, aber sein Leben ist jetzt doch relativ langweilig. Es wird immer so bleiben. Er wird sich nie aufraffen. Wo sollte er auch hin? Warum zieh ich mir schon wieder so ein deprimierendes Buch rein? Doch dann endlich, etwa nach der Hälfte des Buches, rafft er sich auf und tut einen letzten großen Schritt, um seine Vergangenheit zu bewältigen. Er trifft sich mit Alexis. Dabei lernt er Kate kennen, die allein mit einem Haufen Kindern und Tieren auf einem ehemaligen Herrensitz lebt und viel besser erzählen kann als er. Das Warten hat sich doch gelohnt. Der Roman wandelt sich von einer eher traurigen zu einer traurig-schönen bis schönen Geschichte. Charles erfährt was ein wirkliches Leben ist. Wird es nur eine Erfahrung bleiben oder wird sie ihn verändern?
Ein Buch so verfahren, traurig, langweilig, verrückt, berührend und schön, wie das Leben.