Posts Tagged ‘Abenteuer’

Goethe auf geheimer Mission

23. Februar 2010

Löhr, Robert:
Das Erlkönig-Manöver : historischer Roman. – ungekürzte Taschenbuchausg. – München [u.a.] : Zürich, 2008. – 361 S.
ISBN 978-3-492-25268-3

„Hätte ich gewusst, dass ich heute Napoleon stürzen soll, wäre ich gestern gewiss früher zu Bett gegangen.“, meint Geheimrat Goethe, nachdem er von Fürst Carl August den Auftrag erhalten hat, den wahren König von Frankreich aus dem Kerker des von Franzosen besetzten Mainz‘ zu befreien. Kurz darauf macht er sich mit Friedrich von Schiller und Alexander von Humboldt auf den Weg dahin. Bei ihrem Vorhaben werden sie von Bettine Bretano, Achim von Arnim und Heinrich von Kleist unterstützt.
In „Das Erlkönig-Manöver“ hat Robert Löhr bedeutende Menschen des beginnenden 19. Jahrhunderts versammelt. Sie alle eint ein Ziel – oder doch nicht? Verschiedene Weltanschauungen prallen aufeinander und nicht alles ist so, wie es zu sein scheint.
Hier lernt man aus dem Schulunterricht bekannte Gestalten von einer ganz anderen, menschlichen Seite kennen. Denkwürdige Zitate der namhaften Literaten werden in einen neuen Kontext gestellt. Die Sprache ist an die Zeit angepasst, so dass ich mich gefragt habe, wie viel Prozent verarbeitete Zitate und wie viel eigene Worte sind. Von beiden wird man in eine andere Epoche entführt, in der sich gute Freunde noch siezen.
Was den Plot betrifft, hatte das Buch in der Mitte einige Längen, in denen nicht viel passierte, doch als es auf das Ende zu ging, wollte ich es dann nicht mehr aus der Hand legen.

Alles in allem ein interessantes Buch, dass mit einer Mischung berühmter Vertreter aus Literatur und Geschichte Neugier erweckt und mit seiner Sprache besticht.

3,5/5

Ein Märchen von wahrer Liebe und edlen Abenteuern

23. Oktober 2009


Goldmann, William:
Die Brautprinzessin : S. Morgensterns klassische Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern , die Ausg. der „spannenden Teile“/ Gekürzt und bearb. von William Goldmann. Aus dem Amerikan. übers. Von Wolfgang Krege. – Frankfurt am Main [u.a.] : Büchergilde Gutenberg, 1995. – 323 S.
Orginaltitel: The princess bride
ISBN 3-7632-4428-X

Das schönste Mädchen der Welt heißt Butterblume und verliebt sich in den armen aber klugen Stallburschen Westley. Der ist schon lange in sie verliebt. Um ihr etwas bieten zu können, reist er nach Amerika. Sein Schiff wird jedoch vom gefürchteten Greulpirat Roberts geentert. Derweil wird Prinz Humperdinck auf die Schönheit Butterblumes aufmerksam. Da sie glaubt Westley wäre tot und der Prinz nur ihre Hand aber nicht ihr Herz verlangt, stimmt Butterblume einer Heirat zu. Doch sie irrt sich, Humperdinck will nicht nur ihre Hand sondern ihr Leben. Ihr Tod, den er dem Nachbarland in die Schuhe schieben will, soll als Anlass herhalten um gegen dieses kämpfen und es unterwerfen zu können.
Genug Stoff für „wahre Liebe“ und „edle Abenteuer“, wie im Untertitel versprochen wird. Das Buch ist spannend geschrieben und braucht Vergleiche mit Klassikern wie „Der Graf von Monte Christo“, „Die Schatzinsel“ oder „Die drei Musketiere“ nicht zu scheuen. Es ist zwar schon etwas älter aber wunderschön. Seit ich die Zitate daraus in der Tintenwelt-Triologie gesehen habe, wollte ich es schon immer mal lesen. Und ich habe es nicht bereut. Ein tolles Märchen bei dem man sich in eine andere Welt träumen kann. Meistens jedenfalls. Hin und wieder wird man vom Erzähler ins hier und heute zurückgeholt. Goldmann behauptet, das (in Wahrheit fiktive) Buch „Die Brautprinzessin“ stamme von einem gewissen Simon Morgenstern. Dieser habe es als gesellschafts- bzw. geschichtskritisches Werk verfasst. Goldmanns Vater habe es ihm als Kinderbuch vorgelesen und die langweiligen Teile ausgelassen. Da es Goldmanns Lieblingsbuch war, möchte er es in der gekürzten Variante der Öffentlichkeit zugänglich machen. Diese Geschichte gibt ihm die Möglichkeit sein Buch selbst in den höchsten Tönen zu loben und immer wieder Kommentare abzugeben. Eigentlich mag ich sowas gar nicht. Vor allem weil die Einleitungsgeschichten meist ziemlich langweilig sind, überhaupt nichts bringen, außer das man sich für dumm verkauft vorkommt und bei einigen Büchern mit der eigentlichen Geschichte nicht mithalten können. Das Buch also ohne eindeutig besser wäre. Hier ist die Anfangsgeschichte zwar nicht der Clou, lässt sich aber schnell weg lesen. Und zu Beginn sind auch die Kommentare des Autors ganz amüsant. Abenteurromane und Märchen werden auf liebenswerte Weise parodiert. Aber gegen Ende ging mir der Autor doch auf die Nerven. Zum Beispiel wenn er sich an den spannendsten Stellen einschaltet und den Ausgang vorweg nimmt. Und als alles auf ein gar nicht märchenhaftes Ende hinaus zulaufen scheint, richtet der Autor den Kindern aus so sei nun einmal das wahre Leben. Kurz darauf geschieht etwas, was im wahren Leben nie passieren würde. Also auch hier wäre das Buch ohne diese ganze Drumherum-Story besser gewesen.

Das sollte aber niemanden abhalten es zu lesen. Es ist trotzdem noch ein faszinierendes Märchen und gerade in dieser ungemütlichen Jahreszeit gibt es doch nichts schöneres als mit einem wirklich guten Buch im Warmen zu sitzen und sich in eine romantische Welt voller Abenteuer zu träumen.

P.S.: Da ich das Cover von der Ausgabe, die ich gelesen habe, nicht gefunden habe, seht Ihr hier das von einer englischen Ausgabe, weil mir das am besten gefallen hat.

Aufbruch in ein neues Leben

1. Oktober 2009


Ebert, Sabine:
Das Geheimnis der Hebamme : Roman / Sabine Ebert. – Orig.-Ausg. – München : Knaur-Taschenbuch-Verl., 2006. – 652 S.
ISBN 978-3-426-63412-7

Auf dem Cover sieht man ein Mädchen, das sein Gesicht hinter einem Buch versteckt. In der Geschichte kommt die Protagonistin jedoch nie mit einem Buch in Berührung. Auch der Titel des Romans passt nicht zum Inhalt. Am Ende fragt man sich was das Geheimnis war. Ein solches braucht der historische Roman, der mit einer Liebesgeschichte vermischt und mit einer Priese Abenteuer gewürzt ist, aber auch nicht um spannend zu sein. Erzählt wird die Geschichte von Marthe, die sich 1167 einem Siedlerzug aus Franken in das heutige Sachsen anschließt. Ihr Schicksal ist dicht verwebt mit dem Ritter Christians, dem Herrn des neu entstehenden Dorfes, dem heutigen Freiberg. Als dort Silber entdeckt und Christians grausamer Feind Randolf zum Vogt ernannt wird, müssen Marthe, Christian und die anderen Siedler für die Ideale ihres Dorfes, für Freiheit und Gerechtigkeit, kämpfen. Im Erstlingswerk von Sabine Ebert, die in dem Ort lebt von dessen Anfängen sie erzählt, wird es nie langweilig. Fragen, immer wieder Fragen, die wenn dann nur mit der Einschränkung „vorerst“ beantwortet werden. Sie zeigen, dass die Siedler ihren Platz im Leben noch suchen. Wie sie ihn ausfüllen, ob sie ihr Leben selbst gestalten oder von anderen gestalten lassen, ist allein ihre Entscheidung. So wird im Gegensatz zu anderen Historischen Romanen nicht nur ein Einzelschicksal sondern nebenbei auch das eines im Entstehen begriffenen Dorfes erzählt. Da aus verschiedenen Perspektiven berichtet wird, erfährt man sowohl vom harten Leben der Siedler als auch von den politischen Hintergründen. In heutiger Sprache mit wenigen Ausdrücken aus dem Mittelalter geschrieben, lässt sich das Buch leicht lesen. All jenen, welchen die sächsische Bergstadt unbekannt ist, aber die historische Romane mögen, sei das Buch als Reise- und Entwicklungsgeschichte einer jungen Frau empfohlen.

Zuverlässigkeit von Immunsystemen

29. Juli 2009

Er starb in Folge eines eigentlich harmlosen grippalen Infektes, der sein geschwächtes Immunsystem überfordert hatte (ein Ereignis, das meine grundsätzlichen Zweifel an der Zuverlässigkeit von Immunsystemen noch vertiefte).
S. 15

Danzelot: „Ich sterbe mein Sohn.“
Ich (mit den Tränen ringend, sprachlos): „Huh …“
Danzelot: Ich bin weit entfernt, das aus fatalistischen Motiven oder philosophischer Altersmilde gutzuheißen […]“
S. 15

Aus
Moers, Walter:
Die Stadt der Träumenden Bücher : ein Roman aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz. – München : Piper, 2004, 455 S. : Ill.
ISBN 3-492-04549-9

Die Stadt der Träumenden Bücher

28. Juli 2009

Buchcover Die Stadt der Träumenden BücherMoers, Walter:
Die Stadt der Träumenden Bücher : ein Roman aus Zamonien von Hildegunst von Mythenmetz. – München : Piper, 2004. – 455 S. : Ill.
ISBN 3-492-04549-9

Nach dem Tod seines Dichterpaten zieht der junge Lindwurm Hildegunst von Mythenmetz nach Buchhaim,der Stadt der Bibliophilen, Buchhändler, Verleger und Bücherjäger. Dort sucht er nach dem Autor eines Manuskripts, das so witzig und gleichzeitig tiefsinnig geschrieben ist, das kein anderes Buch mithalten kann. Eine Gefahr für Buchhaim, denn wer wollte schon noch die dort gehandelte Literatur lesen, wenn es eine soviel brilliantere gibt? Und so wird Mythenmetz bald ins Buchlabyrinth unter der Stadt verschleppt, in dem Bücher noch echte Gefahren darstellen.
Neben ein paar ekligen Kreaturen trifft er dort auf die knuffigen Buchlinge.
Am Anfang toll geschrieben, für Büchernarren sind die Beschreibungen einfach genial. Zwischendurch zieht es sich manchmal ein bisschen. Besondere Aufmerksamkeit weckt die Formatierung der Schrift. Und die Illustrationen von Moers machen schon allein beim Aufschlagen des Buchs Lust aufs Lesen.