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„Adolf Hitler: durchgefallen“

23. März 2010

Schmitt, Eric-Emmanuel:
Adolf H. : Zwei Leben ; Roman / Aus dem Frz. Von Klaus Laabs. – Zürich : Amman, 2007. – 507 S.
Originaltitel: La Patt de l’autre
ISBN 978-3-250-60107-4

Was wäre gewesen, wenn der spätere Diktator an der Wiener Kunstakademie aufgenommen wurden wäre? Schmitt stellt eine Möglichkeit vor. Parallel erzählt er zwei Leben. Das des abgelehnten Künstlers und das virtuelle des anerkannten. Der eine verlässt nach der Prüfung traurig der andere fröhlich die Kunstakademie. Der eine schließt sich immer mehr in sich selbst ein, der andere öffnet sich. Das ist natürlich nicht nur abhängig von der Annahme auf der Kunstakademie. Aber abgelehnt versucht Adolf Hitler seine Fehler zu vertuschen, der virtuelle, angenommene Adolf H. stellt sich ihnen und versucht sie zu beheben. Dabei nimmt er unter anderem auch die Hilfe von Doktor Freud an. Ich muss zugeben ich konnte dessen Theorien noch nie viel abgewinnen und auch in diesem Buch finde ich sie reichlich abstrus. Aber Freud hilft Adolf H. damit, auch wenn er sich merkwürdig ausdrückt, seine Beziehung –bei Freud natürlich namentlich zu Frauen- aber auch zu anderen Menschen zu überdenken und neu zu gestalten.
Bevor es soweit ist, wird man in einen Gewissenskonflikt gestürzt. Am Anfang ist nämlich der „reale“ Adolf Hitler sympathischer als der virtuelle Adolf H. Schmitt möchte nicht „Die Menschheit weiß malen, indem man Hitler ausschließt. Als ob die Unmenschlichkeit nicht etwas spezifisch Menschliches wäre.“ Und das ist das erschreckende an diesem Roman. Von Hitler etwas in sich selbst wiederzufinden. Aber es gibt Hoffnung nicht jeder Mensch wird zu einem Hitler und auch Hitler hätte zu einem anderen werden können, wie Schmitt am Beispiel Adolf H.’s zeigt. Warum Hitler so wurde wie er wurde, kann man nun ein bisschen nachvollziehen, ohne dass man es gut heißt. Anfangs noch menschlich sogar fast sympathisch entzieht er sich dem Leser immer mehr, wie er sich jeder menschlichen Beziehung entzieht. Statt einer politischen bekommt man hier eine -natürlich teilweise spekulative- persönliche Biographie geliefert. Nach dem Roman folgt noch das ausführliche Arbeitsjournal des Autors. Er erzählt, wie es war dieses Buch zuschreiben, wie andere und er selbst darauf reagiert haben und was er mit seinem Werk erreichen wollte. Allerdings wird Schmitt dabei an einigen Stellen etwas theoretisch und benutzt Fremdwörter, die nicht jeder kennen wird. Dennoch bietet das Journal einen echten Mehrwert bei diesem Roman, der viel Diskussionsstoff bietet und meiner Meinung nach gut auf den Lektüreplan einer Schule passen würde.

Alles in allem ein anspruchsvolles Buch, auf das man sich einlassen muss, aus dem man aber auch viel für sich und sein Leben ziehen kann.

4/5