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Wer nicht kämpft hat schon verloren

26. September 2009


Zusak, Markus:
Vorstadt-Fighter / Markus Zusak. Dt. von Ulrich Plenzendorf. – München : cbj-Verl., 2005. – 154 S.
Orginalttitel: Fighting Ruben Wolfe
ISBN 3-570-12824-5.

Der Vater ist arbeitslos. Die Mutter schuftet sich zu tote. Und dann wird auch noch die Schwester beleidigt. Ruben Wolfe tickt aus. Sein Kommentar als der Gegner am Boden liegt: „Niemand nennt meine Schwester eine Hure, Nutte oder sonst was, wie du zu sagen beliebtest.“. Diese Rauferei wird sein Leben verändern und das seines Bruders, Cameron. Denn bald darauf steht ein Fremder vor ihrer Tür. „’T’schuldigung‘, sagt der Typ, ‚ich bin jemand, der euer Leben auf den Kopf stellen oder zugrunde richten kann, wenn euch das was sagt.’“. Der Typ will Ruben und Cameron als Boxer für illegale Wettkämpfe engagieren. Und sie nehmen an. Nicht wegen des Geldes, obwohl sie auch das dringend gebrauchen können, sondern für sich selbst. Um sich ein Stück Selbstachtung zu holen. Ruben gewinnt – immer. Cameron geht häufig zu Boden, aber er steht immer wieder auf. Obwohl oder gerade weil Ruben immer gewinnt, hat er ein Problem. „’Was mache ich, wenn ich einen Kampf verliere?’“. Sein Bruder antwortet: „’Du wirst in jedem Fall kämpfen […].’“ Aber: „Keiner von uns weiß es, weil ein Kampf nichts wert ist, von dem man weiß, man gewinnt ihn. Es sind die Kämpfe mit unsicherem Ausgang, die einen fordern und Ruben hat noch nie in so einem Kampf gestanden.“ Also ist es an Cameron ihm einen solchen Kampf zu liefern. Der Kampf gegen seinen Bruder ist zugleich ein Kampf für und um seinen Bruder.
Dies ist eine Geschichte von zwei Brüdern und einem Kampf. Den Kampf um die eigene Identität. Eine wundervolle Metapher auf die alltäglichen, unauffälligen Kämpfe, die jeder in seinem Leben bewältigen muss.
Das Milieu und die Charaktere in diesem ersten ins Deutsche übersetzten Roman des Australiers Markus Zusak wirken authentisch. Das wird vor allem durch die einfache Sprache erreicht. Die Sätze sind überwiegend kurz. Es gibt viele Dialoge. Dem Milieu entsprechend werden derbe Begriffe verwendet. Doch hin und wieder sind Worte eingeflochten, die man nicht erwartet hätte, die aber auch nicht unpassend erscheinen und dem Buch ein besonderes Flair geben, wie „[…] Stellen, die von den Vögeln ganz und gar zu ihren öffentlichen Bedürfnisanstalten erklärt worden sind.“. Eine gelungene Übersetzung, denn diese Sprache packt den Leser und zieht ihn ins Buch.
Vor allem Jungen in der Pubertät dürfte der aus Camerons Sicht geschriebene Adoleszenzroman ansprechen. Er ist aber auch für ältere und weibliche Leser eine lohnende Lektüre. Denn das Buch bietet nicht nur einen Blick in die Seele zweier Jungen auf der Suche nach ihrer Identität, sondern auch Denkanstöße für das eigene Leben.