Ende

17. Mai 2010

Über ein Jahr habe ich diesen Blog geschrieben und es hat echt Spaß gemacht. Einige Leser werden das jetzt vielleicht nicht verstehen, aber ich habe gemerkt, dass mir der Blog und das lesen überhaupt wichtiger sind, als einige Dinge und Personen die eigentlich wichtiger sein sollten. Da ich versuche von meiner Lesesucht loszukommen, gibt es jetzt keinen Stoff mehr über den ich schreiben könnte. Von daher werde ich diesen Blog beenden. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihn ganz löschen werde oder nur einfach nicht weiterschreiben.

Ich bedanke mich bei allen Lesern, die mich bis hier begleitet haben, besonders bei denen, die mich mit ihren Kommentaren unterstützt haben.

Baustelle Leben

29. April 2010

Gavalda, Anna:
Alles Glück kommt nie : Roman / Aus dem Frz. von Ina Kronberger. – München : Hanser, 2008. – 604 S.
Originaltitel: La Consolante
ISBN 978-3-446-23057-6

„Anouk ist tot.“ Diese drei Worte werfen den renommierten Architekten Charles Balanda aus der Bahn. Die Mutter seines ehemaligen besten Freundes Alexis, seine große Liebe, die Frau, die er im Stich gelassen hat, sie ist tot. Er beginnt sich zu erinnern, an sie, an seine Kindheit, all seine Entscheidungen. Man erfährt, wie sein Leben so werden konnte, wie es jetzt ist. Oft genug zögernd aber dennoch Schritt für Schritt stellt Charles sich seiner Vergangenheit. Dabei geht er eher unbewusst vor. Alles ist relativ unstrukturiert. Es gibt vielen Aufzählungen. Sie fassen das eben Gelesene zusammen und erzählen doch noch mehr, indem sie eine weitere Sichtweise hinzufügen. Nicht das es nicht schon genug gäbe. Ständig wechseln die Perspektiven. Teilweise von Absatz zu Absatz. Was gerade noch bewundernswert schien, ist im nächsten Moment bemitleidenswert. Das entwirft zwar ein differenziertes Bild, aber vor allem am Anfang muss man sich erstmal in die Perspektivwechsel eindenken. Man fragt sich, was will Balanda damit sagen und merkt, dass er es selbst noch nicht weiß. Zwischen diversen Rückblenden kehrt er immer mal wieder in die Gegenwart zurück, arbeitet, denkt über sein Privatleben nach, arbeitet. Genervt dachte ich: Er hatte vielleicht eine interessante Kindheit, aber sein Leben ist jetzt doch relativ langweilig. Es wird immer so bleiben. Er wird sich nie aufraffen. Wo sollte er auch hin? Warum zieh ich mir schon wieder so ein deprimierendes Buch rein? Doch dann endlich, etwa nach der Hälfte des Buches, rafft er sich auf und tut einen letzten großen Schritt, um seine Vergangenheit zu bewältigen. Er trifft sich mit Alexis. Dabei lernt er Kate kennen, die allein mit einem Haufen Kindern und Tieren auf einem ehemaligen Herrensitz lebt und viel besser erzählen kann als er. Das Warten hat sich doch gelohnt. Der Roman wandelt sich von einer eher traurigen zu einer traurig-schönen bis schönen Geschichte. Charles erfährt was ein wirkliches Leben ist. Wird es nur eine Erfahrung bleiben oder wird sie ihn verändern?

Ein Buch so verfahren, traurig, langweilig, verrückt, berührend und schön, wie das Leben.

3,5/5

Tapeten und Analphabeten

29. April 2010

Der schlechte Einfluss des Dandys, behaupten wir mal, der, von allen verlassen und im Sterben begriffen, mit Blick auf eine Tapete, die er verabscheute, noch die Großmäuligkeit besaß zu murmeln: „Entweder verschwindet diese Tapete oder ich.“

Und der dann verschwand.
S. 498

„Und schreiben sie unbedingt in Druckschrift! Ich bin Analphabet!“
S. 513

Aber der Autor sträubt sich. Er hat sich Taxifahrer, Familienfeiern, Briefbomben, Jetlags, Schlaflosigkeiten, Fluchten, verpatzte Wettbewerbe, schlammige Baustellen, eine Valium-/Kalium-Morphiumspritze, Friedhöfe, Asche, Kabarettschließungen, eine Abteiruine, Entsagungen, Lossagungen, Brüche, zwei Overdosen, eine Abtreibung, Prellungen, zu viele Aufzählungen, Gerichtsentscheide und sogar hysterische Koreanerinnen angetan. Er sehnt sich nach etwas Gras. Pardon. Grün.
S. 530

Dem wahren Reiter die Beine und Hände, dem Machtlosen die Gerte.
S. 544

Aus
Gavalda, Anna:
Alles Glück kommt nie : Roman / Aus dem Frz von Ina Kronberger. – München : Hanser, 2008. – 604 S.
Originaltitel: La Consolante
ISBN 978-3-446-23057-6

Seite um Seide

27. April 2010

Schacht, Andrea:
Goldbrokat : historischer Roman. – München : Blanvalet, 2009. – 606 S.
ISBN 978-3-7645-0297-3

Nach „Göttertrank“ erwartete ich von „Goldbrokat“ einen weiteren thematischen Roman, Brokat als roten Faden des Romans. Stattdessen erfuhr ich mehr über Seide. Ähnlich mit vorangestellten Zitaten und Wechsel zwischen verschiedenen Protagonisten aufgebaut , wie der Roman rund um Kakao und Schokolade, war der edle Stoff doch nicht, wie bei erwähntem Roman Dreh- und Angelpunkt, sondern eher verbindendes Element. Das störte mich weniger, lass ich doch nicht wegen dem Thema sondern wegen dem Schreibstil der Autorin. Überraschend traf ich sogar einige Figuren aus ihren anderen Romanen wieder. Im Mittelpunkt standen jedoch Ariane Kusan, eine verarmte Adlige die durch eine Schneiderei ihre Kinder versorgen will und ein geheimnisvoller Mann, der seine Vergangenheit in China zu vergessen sucht bis er sich nicht mehr vor ihr verstecken kann. Man ahnt, dass beide mehr verbindet als der wieder auftauchende Feind Charnay, ehemals Stubenvoll, der nichts geringeres will, als den Untergang all derer, die ihn einstmals demütigten.

Andrea Schacht versteht es wiedereinmal den Leser trotz nicht unerwartetem Ende in ihre Geschichte um eine starke Frau und einen nicht minder starken Mann -einer Wildkatze und einem Drachen- hineinzuziehen.

4/5

Wozu hat man Augen?

26. April 2010

„Also, George, dann nutzen wir mal unsere Augen zum Sehen.“ „Ja, Cousin Drago. Aber – tun wir das nicht immer?“
S. 413

Aus
Schacht, Andrea:
Goldbrokat : historischer Roman. – München : Blanvalet, 2009. – 606 S.
ISBN 978-3-7645-0297-3

England und die Wolle

25. April 2010

Gablé, Rebecca:
Der König der purpurnen Stadt : historischer Roman. – Bergisch Gladbach : Bastei Lübbe, 2004. – 960 S.
ISBN 3-404-152118-2
(Bastei-Lübbe- Taschenbuch ; Bd. 15218)

Kurzbeschreibung:

London im Jahr 1330: Der achtzehnjährige Jonah hat kein leichtes Leben als Lehrjunge im Haushalt seines trunksüchtigen Cousins, des Tuchhändlers Rupert Hillock. Einzig seine Großmutter Cecilia schenkt ihrem verwaisten Enkel ein wenig von der Zuneigung, die der verschlossene Junge braucht. Doch eine Begegnung mit dem jungen König Edward und Königin Philippa lenkt Jonahs Schicksal in neue Bahnen. Als jüngstes Mitglied ihrer Geschichte findet er Aufnahme in der elitären Londoner Tuchhändlergilde, und gemeinsam mit Königin Philippa revolutioniert er die englische Tuchproduktion. Aber je größer sein Erfolg, desto heimtückischer werden die Intrigen seiner Neider und Widersacher, allen voran seines Cousins Rupert, und Jonahs Schwäche für Frauen – vor allem für die Königin – macht ihn verwundbar. Als der Hundertjährige Krieg ausbricht, gelangt Jonah als Bankier der Krone dennoch zu Reichtum und politischem Einfluss. Doch der alte Adel betrachtet die neue Macht der Kaufleute mit Missgunst, und der ungestüme König Edward führt die Seinen nicht nur in finanzielle Wagnisse …

Warum ich das Buch begonnen habe: Es ist von Rebecca Gablé, einer meiner Lieblingsschriftstellerin von historischen Romanen.

Warum ich es zu Ende gelesen habe: Wegen Gablés spannender, unterhaltsamer Schreibe. Und weil ich, wissen wollte wie Niklas seinen Widersachern trotzt.

Wem ich es empfehle: Gelegentlichen und begeisterten Historische-Romane-Lesern. Besonders denen, die sich für englische Geschichte interessieren – wie sie die Königsfamilie darstellt, bezaubernd und doch differenziert.

Lamm und Bräutigam

24. April 2010

„Wer wagt es unsere Nachtruhe zu stören?“ Für einen Augenblick herrschte ein unsicheres Schweigen. Dann machte Edward einen Schritt nach vorn. „ Niemand von Bedeutung, Sir, nur der König von England.“
S. 13

„Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast. Lass Rachel uns nicht länger grollen, weil wir doch Ostern feiern wollen. Erbarm dich ihrer armen Brut, mach unsre Rachel wieder gut. Stimm sie sanftmütig wie ein Lamm, vor allem mit dem Bräutigam. Sonst ziehen Zwist und Hader ein, keinen Tag wird hier mehr Frieden sein. Stimm milde sie dem jungen Glück, bring Demut in ihr Herz zurück. Und gib, o Herr, dass sie verrät dem Koch, wie sie den Braten brät. Amen.“
S. 411

Aus
Gablé, Rebecca:
Der König der purpurnen Stadt : historischer Roman. – Bergisch Gladbach : Bastei Lübbe, 2004. – 960 S.
ISBN 3-404-152118-2
(Bastei-Lübbe- Taschenbuch ; Bd. 15218)

Die Magie der Bücher

23. April 2010

Die Bücherregale biegen sich, hoch aufragend
unter tausend schlafenden Seelen.
Stille, hoffnungsvoll –
Jedes Mal, wenn ich ein Buch öffne,
wird eine Seele geweckt.

Xi Chuan

Ich wünsche Euch einen traumhaften Welttag des Buches und ein schönes Wochenende.
Liebe Grüße, Haiopaia

Anleitung zum – was?

21. April 2010

Lubek, Conni:
Anleitung zum Entlieben : Roman. – 5. Aufl. – Berlin : Ullstein, 2009.- 346 S. : Ill.
ISBN 978-3-548-26807-1

„Nee, nee. Was du so liest: Anleitung zum Entleiben.“, sagte mein Vater. Ich brach natürlich ob dieses Buchstabendrehers in Gelächter aus. Als ich den Roman ausgelesen hatte, musste ich wieder daran denken. Trotz des Titels hatte ich nach einer Rezension ein lustiges Buch erwartet. Von dieser war ich auf den Blog der Autorin gestoßen, der auch die Grundlage zu diesem Buch bildet. Der Blog weckte mein Interesse, nicht zu letzt wegen des ominösen Curd Rock, einem schrägen Kuscheltier, von dem ich bis heute nicht weiß, was für ein Tier er eigentlich ist. Aber ich dachte mir, bevor ich so mitten drin anfange den Blog weiter zu verfolgen, schau ich lieber erstmal worum es geht. Das Buch musste also her. Ich erfuhr, dass Curd Rock ein Geschenk von 119 an Lchen war. Lchen, die Autorin liebte 119, ihren Freund. Lange hatte sie ignoriert, dass er sie nicht wieder liebte. Doch nach einem missglückten Nordseeurlaub, beschloss sie damit aufzuhören ihn zu lieben. Aber wenn das nur mal so einfach wäre. Käsetorte und Curd Rock, der zwischendurch mittels Fotos seine Meinung kund tut, können nur bedingt über 119 hinweg trösten. Genauso wie andere Herren der Schöpfung. Seit 119 weg ist, stehen sie Schlange. Lchen hat nichts dagegen, die Nacht mit ihnen zu verbringen. Sie können aber die Leere nicht ausfüllen, die 119 hinterlassen hat. Trotzdem bleibt es nicht bei einer Nacht. Es mangelt nicht an Einsichten der Autorin, die auch mal zu dem erhofften Schmunzeln anregen, aber mit der Umsetzung hapert es. Realistisch, aber auch deprimierend. Und dann passiert es: Ein Mann verliebt sich in sie. Aber Lchen kann nicht zurück lieben. Oder doch?

Als ich das Buch zu klappe, denke ich, dass es trotz der fast das gesamte Buch durchziehenden deprimierenden Stimmung als Anleitung zum Entleiben nicht reicht. Schon eher ist es, wie der Titel an den sich mein Bruder zu erinnern glaubte: eine Anleitung zum Entkleiden. Sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn.

3/5

Komplimente, rote Rosen und Margarine

19. April 2010

Rote Rosen hätte es für mich geregnet, hätte die Jägerwirtin nicht kurz vorher abräumen lassen, weil Onkel Willi angefangen hatte, den diversen Damen seines Herzens damit den Hof zu machen (und wären diese Gestecke nicht außerdem aus rosa Nelken gewesen).
S. 142

Niemand würde mich für meine tollen Magarine-Spots lieben (außer den Millionen Menschen, die sich allabendlich beim Fernsehen auf die spannenden Werbeunterbrechungen freuten).
S. 169

Er: „Du ist schön.“ Ich: „Du bist auch schön.“
Ich mag keine Komplimente.
Er: „Du hast schöne Augen.“ Ich: „Du hast auch schöne Augen.“
Ich gebe sie sofort zurück.
Er: Du hast schöne Zähne.“ „Ich du hast auch schöne Zähne.“
Was ist mit meinen Ohrläppchen?
Er: „Du hast einen schönen Bikini.“ Ich: „Du… Danke.“
S. 173

Aus
Lubek, Conni:
Anleitung zum Entlieben : Roman. – 5. Aufl. – Berlin : Ullstein, 2009.- 346 S. : Ill.
ISBN 978-3-548-26807-1